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Seit dem 27. Januar 2023 erinnert eine Toninstallation mit der Stimme von Matthias Brandt an die in der Shoah ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Der Künstler will anonym bleiben.

 

 

Am 26. Januar 2023, dem Vorabend des Internationalen Holocaust-Gedenktages, wurde auf dem Sternplatz das Gesprochene Mahnmal eröffnet.

 

27. Januar 2023

 

Bayerisches Fernsehen

Frankenschau aktuell

26. Januar 2023

Nordbayerischer Kurier 28./29. Januar 2023 Dieses Gedenken mach Mut Zur Eröffnung des Mahnmals für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus Von Eric Waha Man sieht es nicht. Aber es nimmt einen gefangen. Regt an, einen Schritt zurück zu gehen. Zuzuhören. Die Ansprache ist es, die die Konfrontation unmittelbar, direkt macht. Die sofort das Gehirn anspricht, das Nachdenken starten lässt. Ein Mahnmal als unsichtbarer Klangraum. Allein das ist eine Besonderheit, mindestens in Bayreuth einzigartig. Und gerade deshalb schon herausstechend. Dass dieses „Gesprochenes Mahmal“, wie die Installation heißt, zum Gedenken an 182 jüdische Bürger Bürger Bayreuths jetzt eröffnet worden ist, ist zum einen längst überfällig. Zum anderen eine wichtige Botschaft. Weil sie am Vorabend des Internationalen Holocaust-Gedenktags und wenige Tage vor dem Jahrestag der Machtergreifung Hitlers – dem Beginn des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte – Symbolkraft hat. Und für zwei Worte steht: Nie wieder! Der Bayreuither Stadtrat hat Mut bewiesen, keine bildliche Kinstinstallation auszuwählen, kein weiteres Denkmal zu schaffen. Mut bewiesen, einem Künstler, der anonym bleiben möchte, die Möglichkeit zu geben, dieses eindringliche Mahnmal zu schaffen. Und Mut bewiesen, das Mahnmal an diesem klug ausgewählten Ort auch Wirklichkeit werden zu lassen. Mitten in der Stadt. Und genau dort, wo – jetzt für alle, die sich damit auseinander setzen – das Aufeinandertreffen von Opfern und Tätern unmittelbar greifbar wird. Das akustische Mahnmal symbolisiert mit seiner Tonquelle den Eingangsbereich des jüdischen Kaufhauses Pfefferkorn, das die Nazis sich unter den Nagel gerissen und in ihrem unglaublichen Zynismus zum Braunen Haus umgebaut haben. Eiskalt das Gedenken derer, die hier gelebt und gearbeitet haben, unter ihren Stiefeln mit Füßen getreten haben. Die Namen der 182 aus Bayreuth verschleppten und ermordeten jüdischen Bürger, vorgelesen vom Schauspieler Matthias Brandt, schweben wieder über dem Sternplatz. Ihre Lebensdaten werden greifbar. Sie kommen dort an, wo sie herausgerissen worden sind: in der Stadtgesellschaft. Das Besondere dabei: Man muss bei diesem Mahnmal nicht wegschauen und man kann nicht hinschauen. Man kann den ermordeten Menschen, denen das Mahnmal an diesem Platz wieder eine Stimme gibt, kaum aus dem Weg gehen. Das macht das Mahnmal so eindringlich, so wichtig, so mutig. Und gibt gleichzeitig Mut, dass die akustische Installation ein wichtiges Ziel erreicht: Die Unantastbarkeit der Würde aller Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

Nordbayerischer Kurier 27. Januar 2023 Ludwig Spaenle, der Antisemitismus-Beauftragte der bayerischen Staatsregierung, dankte bei der Einweihung des akustischen Mahnmals allen, die den Sternplatz ausgewählt und diese besondere Form des Erinnerns geschaffen haben. Foto: Andreas Harbach „Verschleppt und ermordet“ Den Opfern eine Stimme geben: Am Vorabend des Internationalen Holocaust-Gedenktages wurde am Sternplatz ein akustisches Mahnmal eröffnet, das an 182 jüdische Opfer des Nationalsozialismus in Bayreuth erinnert Von Roman Kocholl Bayreuth. Man setzt auf die Wirkkraft der Sprache. Die Redner erinnerten an erschreckende Momente der Bayreuther Stadtgeschichte. Man setzt auf die Wirkkraft der Sprache. Zu hören ist ein Name, das Alter der Person und der Ort der Deportation. Und schließlich: „Verschleppt und ermordet“. So klingt es aus dem akustischen Mahnmal, das am Donnerstagabend, am Vorabend des Internationalen Holocaust-Gedenktages, auf dem Sternplatz eingeweiht wurde. Damit wird an die 182 jüdische Opfer des Nationalsozialismus in Bayreuth erinnert. Wer den Sternplatz dort überquert, wo einst die Litfaßsäule stand, wird unmittelbar mit den Namen der Toten konfrontiert. Unaufdringlich, aber unmissverständlich. Der Klang der Stimme, die die Namen spricht, kommt aus dem Boden. Dort ist das akustische Mahnmal eingelassen, auf einer Fläche, die etwas größer ist als ein Schachbrett. Im Umkreis von rund drei Metern wird man die Stimme hören. Zumindest tagsüber. Nachts schweigt das Mahnmal. Erinnerungskultur Rund 100 Gäste waren am Donnerstag zur Einweihung gekommen. Dass das wohl dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte auch in der Stadt Bayreuth geschrieben wurde – daran erinnerte Oberbürgermeister Thomas Ebersberger in seiner Rede. In dem Wissen, dass Antisemitismus weltweit immer noch als Teil manifester Denkweisen erscheint, die das Zeitgeschehen gefährlich beeinflussen, müsse man sich der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit immer wieder gezielt zuwenden. Ebersberger sieht es als wichtige Aufgabe an, die Erinnerungskultur in Bayreuth aufrecht zu erhalten, weiter zu entwickeln und sie auf ein neues Niveau zu heben. Ziel sei eine lückenlose Erforschung und die direkte Vergegenwärtigung dieses historischen Erbes. „Nur wenn wir die Geschichte nicht vergessen und aus ihr lernen, können wir als Gemeinschaft menschliche und moralische Katastrophen in der Zukunft verhindern“, betonte der Oberbürgermeister. Dabei gehe es nicht um das Erinnern an die Täter. Am wichtigsten sei das Gedenken an die unzähligen Opfer des NS-Regimes. Mit Ausnahme des Mahnmals im Neuen Rathaus gab es bislang keinen zentralen Ort in der Bayreuther Innenstadt, der an die jüdischen Opfer der Shoah in Bayreuth in ihrer Gesamtheit erinnert. Mit Blick auf das akustische Mahnmal sagte Ebersberger: „Das gesprochene Mahnmal ist in seiner Unscheinbarkeit provozierend, denn Vorbeilaufende können sich nicht bewusst entscheiden, ob sie hinsehen wollen oder nicht. Die abstrakte und eben aber auch unmittelbare Konfrontation regt zum Nachdenken über dieses Hör-Erlebnis hinaus an und holt die Opfer der damaligen Zeit in unsere Mitte“. Proteste der Bevölkerung blieben aus Christoph Rabenstein, der Initiator des Mahnmals, erinnerte an das Textilgeschäft von Simon Pfefferkorn, das einst hier stand. Doch der geachtete Kaufmann musste nach der Machtergreifung der Nazis als erster in der Stadt sein Haus zu einem lächerlichen Preis verkaufen. Und Rabenstein verwies auf den symbolischen Akt, dass Pfefferkorns Haus zum Gauhaus der NSDAP umgebaut wurde. Im November 1938 zogen die Nazis über den Sternplatz. „Es herrschte in der Bevölkerung keine große Begeisterung für die Schandtaten der Nazis, der große Protest blieb allerdings aus“, betonte Rabenstein in seiner Rede. Und mit Blick auf das Mahnmal sagte er: „Hier wird den Opfern kein Grabstein gesetzt. Nein, Sie werden lebendig. Durch die Stimme, durch die wenigen Informationen zu ihrem Leben und Leiden, allgegenwärtig, aus der Vergangenheit in das Heute gebracht.“ Kollektive Verbrechen Das Mahnmal konfrontiere die Vorbeigehenden unvorbereitet mit dem kollektiven Verbrechen, dem man nach 1945 ebenso kollektiv aus dem Weg gegangen ist. Dass mit Antisemitismus in Deutschland nach 1945 keineswegs Schluss war, schilderte auch Ludwig Spaenle, der Antisemitismus-Beauftragte der bayerischen Staatsregierung, sehr eindringlich. Er erinnerte an die Judenverfolgung im 19. Jahrhundert und stellte klar, dass dieser Furor nach 1945 keineswegs verschwunden war. Daher: „Erinnern bedeutet für unser Land, dass wir auch in Zukunft für das, was man eine liberale Demokratie nennt, Verantwortung übernehmen.“ Ludwig Spaenle dankte allen, die diesen besonderen Platz für das Mahnmal gewählt haben, und denen, die diese besondere Form des Erinnerns geschaffen haben.

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Nordbayerischer Kurier 26. Januar 2023 Gesprochenes Gedenken In Form und Konsequenz einzigartig: Am Donnerstag, dem Vorabend des Internationalen Holocaust-Gedenktages, wird in Bayreuth ein akustisches Mahnmal für 182 jüdische Opfer des Nationalsozialismus eröffnet. Der sorgsam ausgewählte Platz ist ein geschichtsträchtiger Ort. Von Eric Waha Bayreuth. Mit einem besonderen Mahnmal an einem geschichtsträchtigen Ort erinnert die Stadt Bayreuth ab dem 27. Januar – dem Internationalen Holocaust-Gedenktag – der 182 jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Bayreuth. Am Donnerstagabend um 18 Uhr wird das akustische Mahnmal am Sternplatz mit einer Feierstunde eröffnet. Mit diesem Mahnmal werde „immateriell erfahrbar, welche Verbrechen an den Menschen begangen wurden“, sagt Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) am Mittwoch in einem Pressegespräch. „Gesprochenes Mahnmal“, so heißt das Werk eines Künstlers, der namentlich nicht genannt werden möchte, geht auf einen interfraktionellen Antrag 2020 im Stadtrat zurück, angeregt von Chrisoph Rabenstein (SPD), sagt der berufsmäßige Stadtrat und Kulturreferent Benedikt Stegmayer. Das Ziel: „Einen wichtigen Beitrag zur Gedenkkultur und gleichermaßen gegen den wiedererstarkenden Antisemitismus, der leider zu beobachten ist, zu leisten“, wie Ebersberger sagt. Mit dem Mahnmal werde der 182 Menschen gedacht, „die Bayreuther Hintergrund haben und Opfer des Nationalsozialismus sind“. Der Entwicklungsprozess: Vergleichsweise lang – „mit einem überraschenden Ergebnis eines Künstlerwettbewerbs, weil es eben kein klassisches Kunstwerk wurde, sondern das ‚Gesprochene Mahnmal‘, das die Jury überzeugt hat. Weil es ein sehr angemessenes, würdiges Erinnern ist“, sagt Stegmayer. „Sehr unvermittelt und sehr eindringlich durch die Sprache“ würden die Passanten am Sternplatz angesprochen, eingeladen, sich mit dem Gehörten auseinander zu setzen. Sechs Künstler hätten sich an dem Wettbewerb beteiligt, „ungewöhnlich ist, dass der Urheber dieses Mahnmals anonym bleiben will. Denn es ist das Mahnmal für die Opfer, nicht das Mahnmal von einem Künstler“, wie Stegmayer erläutert. Konzeptionell sei seit Mitte 2022 – in enger Abstimmung mit der Israelitischen Kultusgemeinde – an der Ausführung des Mahnmals gearbeitet worden. Christoph Rabenstein als Initiator der Installation – von deren Wirkung auch er erst einmal überzeugt werden musste, sie aber voll unterstützt, wie er sagt – nennt das Projekt einen neuen Ansatz des Erinnerns, der sich deutlich von den bekannten Ansätzen unterscheidet. „In Bayreuth wollte man, wie auch in München, keine Stolpersteine haben. Andererseits geht die Gedenktafel für die jüdischen Opfer im Rathaus vollkommen unter“, sagt Rabenstein. Bayreuth mit seiner „unrühmlichen Vorgeschichte als Gauhauptstadt, mit Hans Schemm und seinem Nationalsozialistischen Lehrerbund, der Verbindung von Winifred Wagner zu Hitler und dem Vordenker, Antisemiten und Rassisten Houston Steward Chamberlain“ habe „eine besondere Verantwortung mit dieser Geschichte umzugehen und an die Opfer der Schoah zu erinnern.“ Der Sternplatz, an dem das „Gesprochene Mahnmal“ eingebaut ist, sei „ein geeigneter Platz, weil er gleichzeitig Opfer- und Täter-Ort ist“, wie Rabenstein unterstreicht. Dort, an der Ecke der Opern- und der Maximilianstraße, wo der Lautsprecher – bedeckt mit einer schlichten Stahlplatte – eingefasst ist, war einst der Eingangsbereich des Kaufhauses des jüdischen Kaufmanns Simon Pfefferkorn. „Das war das erste Haus in Bayreuth, das arisiert und enteignet wurde. Anschließend haben die Nazis dort 1933 die Zentrale des Gauleiters eingerichtet, das Braune Haus, das bis 1945 Bestand hatte.“ Bestechend an dem Konzept des akustischen Mahnmals, das komplett durch Spenden etwa der Oberfrankenstiftung, der Markgraf-Stiftung und der Sparkasse – auch aus den Reihen des Stadtrats mit namhaften Beträgen – finanziert und ermöglicht wurde, sei, dass es den Opfern wieder eine Stimme gebe“, wie Rabenstein sagt. Der renommierte Berliner Schauspieler Matthias Brandt habe die Namen und Lebensdaten der Opfer unentgeltlich eingesprochen. Ein Stein im Boden mit der Internetadresse gesprochenes-mahnmal.de und eine Tafel liefern vertiefende Informationen. Wie Rabenstein und Stegmayer sagen, sei das Projekt „in dieser Konsequenz einzigartig in der Umsetzung“, auch wenn in der Kunst akustische Installationen seit längerer Zeit bekannt sind. Allerdings müsse man auch deutlich machen, wie es Rabenstein formuliert: „Das ist kein Schlussstein. Die Auseinandersetzung mit der Thematik wird weitergehen.“ „Nie wieder – das ist der Auftrag“ Der Antisemitismus-Beauftragte der bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle, wird am Donnerstag den Gedenkort in Bayreuth eröffnen. Von Eric Waha Bayreuth. Neugierig sei er, sagt Ludwig Spaenle, der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, auf das Mahnmal, das am Bayreuther Sternplatz auf die von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Bürger Bayreuths hinweisen wird. Auf besondere Art, wie er es noch nicht kenne. Spaenle wird am Donnerstag um 18 Uhr auf dem Sternplatz einen Vortrag halten. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt Spaenle am Mittwoch, das Gedenken sei „genuiner Bestandteil“ der Demokratie, in der Deutschland eine zweite Chance bekommen habe nach dem Zweiten Weltkrieg. Nur über das Gedenken könne „den Menschen die Würde dauerhaft gegeben werden“. Darüber hinaus gelte: „Nie wieder – das ist der Auftrag für unser Land.“ Ein Auftrag, der nach vorne verstanden werden müsse, um dauerhaft die Menschenwürde zu wahren – und auch zu verteidigen. Bayreuth setze mit dem „Gesprochenen Mahnmal“ ein Signal, zeige mit dem gewählten Ort, „dass es Menschen aus der Nachbarschaft waren“, derer man gedenke, gebe „den Menschen ihre Stimme wieder“, wie Spaenle sagt. Felix Gothart, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), sagt im Kurier-Gespräch, dass sich die Bayreuther Gemeinde einst ganz bewusst gegen das Gedenken über die Stolpersteine entschieden habe, „weil man nicht möchte, dass man auf das Gedenken der Verstorbenen mit Füßen tritt“. Das akustische Mahnmal, für das sich der Stadtrat nach dem Votum der Jury entschieden habe, sei „ein Ergebnis, das der jüdischen Vorstellung von Gedenken gerecht wird“. Es sei ein wichtiger Punkt, dass mit dem Ort am Sternplatz, der für die akustische Installation ausgewählt worden ist, wieder ein virtueller Raum „in der Mitte der Bayreuther Stadtgesellschaft“ für die 182 jüdischen Bürger geschaffen werde, derer man auf diese Weise gedenken könne. Was Gothart unterstreicht: Er habe „höchsten Respekt“ den beteiligten Künstlern gegenüber, die „alle ohne finanziellen Hintergrund und ehrenamtlich“ bei diesem Projekt mitgearbeitet haben und das besondere Gedenken so mit ermöglicht hätten. Das verstärke den Eindruck, dass das „ein Beitrag ist, der von Herzen kommt“. Und dass das Gedenken an die Opfer so ganz einfach auch die Hauptrolle bei dem durchaus einzigartigen Mahnmal einnehmen könne.

Nordbayerischer Kurier 2. März 2022 Dem Gedenken Stimme geben Sternplatz: Stadtrat beschließt jüdischen Erinnerungsort – Künstler bleibt anonym Von Eric Waha Bayreuth. Ein Erinnerungsort sollte es werden. Ein besonderer Gedenkort wird es. Einer mit einem Rätsel: Denn der Künstler – oder die Künstlerin – will bewusst anonym bleiben. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung nichtöffentlich beschlossen, dem fraktionsübergreifenden Antrag zu folgen , mit dem Stefan Specht (CSU), Thomas Bauske (SPD), Stephan Müller (BG), Thomas Hacker (FDP/DU/FL) und Christopher Süss (JB) eine Gedenkstele für die rund 150 jüdischen Bürger Bayreuths gefordert haben, die den nationalsozialsistischen Gräueltaten zum Opfer gefallen sind. Was es nicht wird: eine Stele. Dafür etwas Außergewöhnliches. Wie Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) auf Anfrage unserer Zeitung sagt, habe der Stadtrat im Herbst 2020 „den Grundsatzbeschluss für ein Mahnmal“ gefasst, seitdem seien mehrere Entwürfe für einen Gedenkort eingegangen. „Die Jury hat sich für ein akustisches Mahnmal entschieden und den Entwurf mit dem ersten Preis bedacht“, sagt Ebersberger im Kurier-Gespräch. Und diesen Entwurf hat der Stadtrat jetzt einstimmig zur Umsetzung beschlossen.„Es wird damit etwas, was darstellt, was nicht darstellbar ist“, sagt Ebersberger. Am Sternplatz, „an einem geschichtsträchtigen Ort“ – den hatten die Fraktionsvorsitzenden festgelegt – und damit an einem Ort, an dem die Häuser Maxstraße 2 und 4 „arisiert“ und zum sogenannten „Braunen Haus“ umgewandelt worden waren, soll im Boden die akustische Installation eingelassen werden. „Man wird als Passant damit konfrontiert, dass eine menschliche Stimme Name, Geburtstag, Todestag und Todesort wiedergibt“ sagt Ebersberger. Und: „Die Opfer der Shoah waren Menschen aus der Mitte unserer Stadtgesellschaft, deren Verlust wir betrauern.“ Damit umgeht man eine Installation, die „mit abstrakter Schrift“ auf das unfassbare Leid hinweist. „Es ist eine andere Richtung: Man nutzt die Akustik, die Schallwellen, um zu zeigen, dass die Menschen mitten unter uns sind“, sagt Ebersberger. „Um damit ein deutliches Zeichen gegen den wieder aufkeimenden Antisemitismus zu setzen.“ Wie es die Antragsteller gefordert hatten. Der Künstler nennt sich Anonymus Was die Installation neben ihrer künstlerischen Herangehensweise besonders macht: „Es handelt sich um einen Künstler oder eine Künstlerin“ – auch das Geschlecht bleibt bewusst offen – „der oder die anonym bleiben will. Und: Der oder die auch kein Preisgeld von der Stadt haben will. Die Stadt kümmert sich um die Installation und den Unterhalt und den Betrieb.“ Entsprechend nennt sich der Urheber auch „Anonymus“ in seiner Projektbeschreibung an die Stadt, was durchaus zum Rätseln anregt, wer der Künstler sein könnte. Es werde einen Hinweis in Form einer Internet-Adresse auf dem im Boden eingelassenen Metallrahmen geben: Hier werde der Ort der Dramaturgie in anderen Sprachen erfahrbar sein. Die Stimme wird die Namen der jüdischen Bürger aus Bayreuth, die ihre Habe und ihr Leben verloren haben, in Deutsch sprechen. Ebersberger betont, dass die Stadt sich mit der Israelitischen Kultusgemeinde abgestimmt habe, „dass es in diese Richtung gehen wird und dass eine akustische Installation mit einer entsprechenden Technik möglich gemacht wird“. Geplant sei zum jetzigen Zeitpunkt, dass die Installation „durchgängig läuft“, wie Ebersberger auf Nachfrage sagt. Um das Erinnerungskunstwerk schaffen zu können, werde die Litfaßsäule, die jetzt an diesem Platz steht, weichen. Wie Ebersberger sagt, sei der Beschluss für die Installation im Stadtrat einstimmig gewesen. Es sei Ziel, dass der „besondere Gedenkort in einem geschichtsträchtigen Eck der Stadt bis zur Festspielzeit“ geschaffen sei. Gerade deshalb, um dann überörtliches Interesse für den besonderen Umgang mit dem dunklen Kapitel der Bayreuther Geschichte generieren zu können. Ideengeber für einen Antrag für einen entsprechenden Gedenkort war der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete, der Stadtrat Christoph Rabenstein. Rabenstein, der am Sonntag seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, sagt am Dienstag auf Anfrage unserer Zeitung, dass er sich eigentlich „etwas anderes, etwas Gegenständliches als Gedenkort vorgestellt“ hatte. Entsprechend sei er, sagt Rabenstein, erst einmal „etwas skeptisch“ gewesen, was er im Stadtrat auch zum Ausdruck gebracht habe. Aber: „Das ist so etwas Revolutionäres, was ich in der Art noch nie gesehen habe“, sagt Rabenstein, weshalb er vom Erfolg der geplanten professionellen Umsetzung der akustischen Installation überzeugt sei. Felix Gothart, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), nennt die geplante Umsetzung einen guten Schritt: „Die Israelitische Kultusgemeinde war immer darauf bedacht, dass eine einfühlsame Erinnerung an die Opfer des Holocaust geschaffen wird“, sagt Gothart. Durch dieses, nach seinen Worten „bundesweit einzigartige Projekt“, werde dieses Ziel „wirklich sehr gut dargestellt“.

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